Die alten Aufzeichnungen des Boten Yillach Gardeen eyon Saaph, der hier auf Erden als der mittellose Knecht Hermann ‚Mandl‘ Samthaler lebte.

Die alten Aufzeichnungen des Hermann ‚Mandl‘ Samthaler lagen offen vor ihm. Michael Blankenheim blickte kurz auf. Seine Frau, die schweigend neben ihm saß, erwiderte seinen Blick. Ohne ein weiteres Wort, wandte er sich wieder den Papieren zu:
„Es ist tröstlich zu wissen, dass es den Himmel gibt, den Garten der Liebe und die Gerechtigkeit, die sich alle irgendwann selber zuweisen bei ihrem Jüngsten Gericht.
Es ist tröstlich zu wissen, dass die Liebe regiert und dass wir gehalten werden in Ewigkeit.
Es ist tröstlich zu wissen, dass es kein Abschied ist beim Sterben hier, sondern ein Hinüberwechseln in eine andere Sphäre.
Es ist tröstlich zu wissen, dass wir alle einen Vater-Gott haben und deshalb nicht nur mit ihm, sondern auch untereinander verbunden sind. Einen Vater-Gott, der die Allmacht, die Weisheit und die Liebe ist.“


Viele weitere Jahre waren ins Land gezogen, Michael Blankenheims und Frieda Sangbrechts Haare waren schon sehr weiß geworden. Ihren Wohnort hatten sie beibehalten, waren auf der kleinen Anhöhe nahe Silingkirchen geblieben und haben hier ihre Zuflucht gefunden. Sie saßen jetzt auf ihrer Waldlichtung, Rücken an Rücken bei der alten Buche und Michael las wieder einmal aus den Tagebüchern des ‚Mandl‘ vor.


„Der sogenannte Auszug aus dem Paradies, dem Garten der Liebe, ist eine Parabel, ein Gleichnis, eine Erzählung, die eine Lehre gibt für uns. Sie ist die Geschichte von der Abkehr unseres Lebenssinns in Gottes Willen zu existieren. Diese Abkehr, dieser Bruch, der uns alle hinausgeführt hat aus Gottes Reich, unserer eigentlichen Heimat, um stattdessen im eigenen, im egoistischen Willen zu leben, hat uns und die gesamte Schöpfung in diese dramatische Sackgasse geführt, in diesen aussichtslosen Kampf jeder gegen jeden. Aber es ist so tröstlich zu wissen, dass wir jederzeit – jetzt zum Beispiel – zurückkehren können in Seinen Willen und in Sein Reich. Es ist nur eine Frage unseres eigenen Willens.


Es war sicher nicht leicht für Dich, Gott, mir, dem Mandl, mit meinem einfältigen Dickschädel Deine Liebesbotschaft zu erklären. Aber jetzt, wo ich dasitze als alter Mann und meinen Tod schon näherkommen seh‘, da will ich Dir danken, danken immerzu für Deine liebevolle Geduld mit mir.“

„Die Menschen versuchen etwas zu werden hier auf der Erde. Sie sagen dann: ‚Ich bin ja wer!‘ Und manche von ihnen, die wollen das aus tiefstem Herzen und der andere Teil, der fühlt sich gedrängt dazu. Aber niemanden höre ich sagen: ‚Ich bin Gottes Kind! Ich pfeif‘ auf die kurze, vorübergehende Ehre und die unehrliche Anerkennung hier. Das Leben ist ewig, und Deinen Willen erkennen, Gott, das will ich. Das gibt mir mein Glück. Denn wenn Du mir Deinen Willen erklärst und Ihn mich verstehen lässt, kann ich meine Entscheidungen gut treffen. Richtige Entscheidungen, die in Deinem Willen stehen und die mich dann zu meinem Glück führen. Ja, Gott, lass mich Deinen Willen erkennen!‘
Niemanden höre ich so reden oder gar rufen. Was soll das mit dieser falschen Würde und Auszeichnung hier? Das Leben ist ewig, erklärt uns der Erlöser. Unser aller Erlöser von sinnloser, irdischer Kurzzeit-Macht. Glaubt ihr Ihm nicht, ihr Verlorenen?‘
Ich sitz‘ immer alleine da, ich, der alte, dumme Knecht vom Wiesenreithhof. Du weißt ja, Vater im Himmel, ich will hier auch wirklich gar nichts werden, gar nichts gelten und Du weißt, das ist bestimmt ernsthaft für mich und ich meine das auch ehrlich so. Ja und Du, Vater, Du hast mich diesen ganzen Erdenweg immer glücklich und zufrieden sein lassen aus diesem Grund und mir so viele Botschaften geschickt und mir Deine Wahrheit Stück für Stück offengelegt. Es geht ja um diese Deine Offenbarung, um das Verstehen, um das Begreifen. Das ist es, was uns allen so schwer fällt: Dieses richtige Begreifen von Deinem Wort. Wir hören es sooft und kapieren es auch irgendwie, aber es versickert.“

Günther Floner

Kulturarbeiter Wahrheitssucher